Mein Besuch in Südafrika, Februar - März 2025 

Beitrag von Georg Berndmeyer

When you retire, come to South Africa for half a year, George.
— Bischof Joseph Kizito

Das war die Einladung von Bischof Joseph bei seinem letzten Besuch in Hannover vor über drei Jahren. Nachdem wir mit meiner Familie Anfang 2024 den Verein übernommen haben und ich nicht mehr im Erwerbsleben war, ist daraus eine Idee und mit der Unterstützung meiner Familie ein Plan entstanden. Ich kontaktierte zu Beginn des Jahres 2025 Bischof Joseph und Gloria (unsere Koordinatorin im Caritas Office Aliwal-North) und wir stimmten uns über Inhalte und Zeit meines Besuchs ab.  

Mitte Februar 2025 machte ich mich auf den Weg nach Südafrika und ich möchte vorwegnehmen, dass es bei meiner Reise nur einen stressigen Moment gab, nämlich der nicht geplante Aufenthalt in Kassel-Wilhelmshöhe, wo mein Zeitpuffer für die Fahrt nach Frankfurt und zum Flugzeug nach Johannesburg ins Minus rutschte.  

Empfang durch Artwell

Die Ankunft in Südafrika, genauer auf Mount Carmel in Aliwal North (Bildungszentrum der Diözese Aliwal) war sehr einladend und herzlich. Der Manager Artwell und McKenzie vom Team empfingen mich mit leckerem Essen und viel Zeit. Um es vorwegzunehmen: Die Zeit auf Mount Carmel war für mich eine gute Entscheidung, ich fühlte mich sehr wohl dort und sicher. Dafür sorgten nicht nur Artwell, ein wunderbarer Mensch, der immer für Fragen und Tipps ansprechbar war, sondern auch sein großartiges Team mit Mc Kenzie, Maki, Sister Ambross, Sindeswa und Dabs.  

Die Dunkelheit war zunächst gewöhnungsbedürftig für mich, die Natur belohnte mich aber mit einem Gesang der Grillen, Vögel und Kröten und mit einem Sternenhimmel, den ich so in Hannover nicht kenne. 

“Mein Haus” auf Mount Carmel

Ein Schwerpunkt meines Aufenthalts in Südafrika war das Kennenlernen und die Unterstützung von Schulbildung junger Menschen in der Region Aliwal-North. Unser Verein Kinder für Kinder e.V. finanziert 3-monatige Kurse für junge Erwachsene, u.a. in den Bereichen Sanitär, Holz- oder Metallbearbeitung, Schweißtechniken, Hauswirtschaft oder Basiscomputerwissen. Da ich in der IT-Welt gearbeitet habe, konnte ich zwei unterschiedliche Gruppen beim Erlernen von Word und Excel begleiten und in den Seminaren Hilfestellungen geben.

Für viele sind unsere Seminare der Einstieg in einen regulären Job. Es war interessant zu erfahren, mit welcher starken Motivation die jungen Leute, die bisher noch nie mit einem Computer oder mit einer Tastatur gearbeitet hatten, lernten und dabei große Fortschritte machten. Zusätzlich legte sich die anfängliche Scheu vor dem Gast aus Deutschland. Bei meinem Abschied hörte ich ein Bedauern über meinen Weggang. Es waren nach Sterkspruit und Rouxville, wo beide Seminare stattfanden, fast 100 bzw. 40 km mit dem Auto zurückzulegen. Die Fahrten sind mir aufgrund der gut ausgebauten Straßen, der geringen Verkehrsdichte und der wunderbaren Sicht in die südafrikanische Natur sehr positiv in Erinnerung. Und noch ein Punkt erscheint mir wichtig zu erwähnen: Wie sparsam und kostenorientiert mit unseren Spendengeldern umgegangen wird. Die Computer waren alle alt und von Firmen gespendet, die Softwareversionen sicherlich über 15 Jahre in Gebrauch, die Räume einfach gehalten und die Möbel in Eigenbau angefertigt. Mein Vorschlag, mit einer anderen Sitzordnung und einem Projektor zu arbeiten, wurde offen aufgegriffen und wird wahrscheinlich in diesem Jahr umgesetzt. 

Seminar in Rouxville mit Lehrer Jacob

Neue Erfahrungen sammelte ich jeden Montag im Mathematikunterricht an der Faith Highschool. Die Schule wird neu aufgebaut und hat derzeit die drei Jahrgänge 8, 9 und 10. Die Klassen 11 und 12 (Abschluss Abitur / Matric) kommen in den nächsten beiden Jahren dazu. Nach herzlichem Empfang und Vorstellung vor allen Schülerinnen konnte ich die beiden Lehrer Mr. O und Domenik in die 9. und 10. Klassen begleiten. Das mathematische Vokabular war gewöhnungsbedürftig, bei den Inhalten konnte ich schnell einsteigen. Ich half den Studierenden bei ihren Aufgaben am Platz und erklärte an der Tafel Herleitungen und Zusammenhänge. Auffällig war der respektvolle Umgang miteinander und die klaren Ansprachen der Lehrerinnen und Lehrer gegenüber ihren Schülerinnen. Mit der Zeit kontaktierten mich die Schüler*innen mehr und mehr, stellten Fragen über Germany, auch sehr private Fragen zu meiner Familie. Die Frage ‘wie lange bist du schon verheiratet?’ würde in Deutschland keine 15-jährige Schülerin stellen, im Kontext von Südafrika, wo sehr viele Kinder ohne Vater aufwachsen, ist sie durchaus verständlich. Und natürlich wurde ich auch in den Pausen um Unterstützung in Mathe gebeten. Einmal konnte ich einer kleinen Gruppe (nachdem ich mich schlau gemacht hatte 😊) den Zusammenhang zwischen Pascalschem Dreieck und bionomischen Formeln erklären. Wie schön Mathematik doch sein kann und wieviel Freude es macht, jungen Menschen mathematische Denkweisen und Konzepte zu vermitteln. 

Georg mit Bohlokoa, Ayola, Endinako (10. Klasse Faith Highschool)

Da wir im letzten Jahr den Verein übernommen hatten, war es bei meinem Besuch auch sinnvoll, die Kommunikation und das Reporting zwischen unserem Team in Südafrika und unserem Team in Deutschland abzustimmen. In der Caritas-Geschäftsstelle werden alle operativen und planerischen Aktivitäten durchgeführt. Ich konnte mich fast täglich davon überzeugen, mit welcher Begeisterung und Empathie Gloria, Nthabeleng und Motlatsi das leisten, ganz fantastisch. Die Zahlungsvorgänge und das Reporting an uns verantworten Fa. Mlulami und Thembakazi vom Office der Diözese Aliwal. Wir haben zunächst mit dem Vorstand von Kinder für Kinder e.V. in Südafrika den groben Rahmen für das Reporting abgesteckt. Danach haben Thembakazi und ich klären können, welche Details über unsere Projekte bezüglich des Budgets und der durchgeführten Zahlungen sie uns halbjährig berichtet. Die Zusammenarbeit mit Thembakazi gestaltete sich als durchweg konstruktiv und zielführend. Sie überzeugte mich durch ihre professionelle und zugleich sympathische Art.  

Vorstand Kinder für Kinder e.V. in Südafrika (von rechts oben): Fa. Mlulami, Gloria, Thembakazi, Vertreterin Zoleka, Tsepo, Bischof Joseph, Zoleka

Wie bei jedem Aufenthalt in Aliwal North wurde ich auch diesmal eingeladen, mir unsere Projekte vor Ort anzuschauen und mich mit unterschiedlichen Menschen zu treffen, einige Beispiele: 

  • Ich konnte Karabo und Karabelo kennenlernen, über die wir im letzten Weihnachtsbrief berichteten. Gloria und Nthabeleng überreichten den beiden zwei neue Hosen und jeweils ein paar neue Schuhe und der ganzen Familie Nahrungsmittel.  Die Freude bei den Kids über ein warmes Abendessen war riesengroß. Die Familie wohnt und lebt unter extremen Bedingungen. Jeder gespendete Euro ist hier so wertvoll. 

Kids der Vumile Primary School beim Malen der Weihnachtskarten 

  • Für einen Großspender in Deutschland malen viele Kinder in unterschiedlichen Schulen individuelle Weihnachtskarten. Wir haben zwei Schulen besucht und ich war begeistert über diese fröhliche und so bunte Welt. Die Kinder sind sehr motiviert und jede Weihnachtskarte ist so liebevoll und einmalig gestaltet.  

  • Bei einem Besuch in der Umlamli Schule wurden von Gloria Schuluniformen überreicht, es gab ein Wiedersehen mit dem Leiter Mr. Mtya. Zwei Schülerinnen trugen einen Dankesbrief vor, ich war sehr gerührt.   

  • Und natürlich gab es ein Wiedersehen mit Zoleka und der Amasango Schule, die sie seit Jahren leitet. An dieser Schule sind Kinder, die nicht auf die Highschool gehen und spezielle Unterstützung benötigen.  

  • Tsepo empfing uns in Sterkspruit und zeigte uns die Fortschritte bei der Weiterentwicklung des Masakhane Kindergartens.  

  • Im Township Dukathole besuchte ich einen Ort, an dem nachmittags Kinder und Jugendliche betreut werden. Jeweils am Montag und am Freitag wird hier ein warmes Essen ausgegeben. 

Und klar konnte ich mehrmals mit Bischof Joseph über unsere Projekte und seinen Besuch in Deutschland sprechen. Ebenso hatte ich Gelegenheit, den Bürgermeister von Aliwal North zu treffen, der mir von der Unterstützung erzählte, die er vor vielen Jahren von Helli’s Tante Sister Tharsilla erhalten hat. 

Auch das bestärkt mich darin, unserem Verein auch künftig mit vollem Einsatz zur Seite zu stehen und zu unterstützen.

Wenn ich auf meine Reise zurückblicke, waren nicht nur diese Begegnungen sehr intensiv und bereichernd, sondern auch die kurzen und oft so herzlichen Momente mit Menschen aus Aliwal: Frederick, Lerato, Nambitha, Sister Carol, Sister Conny und Yanga und viele mehr, die mich mit ihrer sozialen Energie angesteckt und spürbar beeindruckt haben. Auch das bestärkt mich darin, unserem Verein auch künftig mit vollem Einsatz zur Seite zu stehen und zu unterstützen. 

Georg Berndmeyer










Weiter
Weiter

Kinder im Township brauchen unsere Unterstützung